Die italienische Medienholding MFE hat ihr Angebot für den deutschen Medienkonzern ProSiebenSat.1 erhöht. Rechnerisch ergibt sich eine Offerte von 8,62 Euro je ProSieben-Aktie. ProSieben begrüßte die Aufstockung. Die Aktie des SDAX-Konzernes legte am Montag zehn Prozent zu.
Wie die MFE-Holding am Montag erklärte, bleibe die Barkomponente des Angebots unverändert bei 4,48 Euro. MFE biete aber zusätzlich 1,3 eigene Aktie dazu, nach zuvor 0,4 Aktien. Damit steige der Wert der Offerte auf 8,62 Euro je ProSieben-Aktie. MFE hält bereits mehr als 30 Prozent der Anteile an dem Münchner Medienkonzern. Die Annahmefrist für die Offerte endet am 13. August. MFE will die Profitabilität von ProSiebenSat.1 deutlich steigern. Ab dem vierten Jahr rechnen die Italiener mit zusätzlich 419 Millionen Euro Vorsteuerergebnis (Ebit) auf Jahresbasis, bei einmaligen Kosten und Investitionen von 145 Millionen Euro.
Der ProSiebenSat.1-Vorstand hat die Aufstockung der Offerte unterdessen begrüßt. Man bereite eine Stellungnahme nach formeller Vorlegung der Offerte vor, hieß es.
Um ProSiebenSat.1 tobt derzeit ein Bieterwettstreit der Großaktionäre, die ihren Einfluss auf das Medienunternehmen ausbauen wollen. Der tschechische Finanzinvestor PPF bietet 7,00 Euro je Aktie, um seinen Anteil von 15 auf knapp 30 Prozent auszubauen.
Am Wochenende hatte sich auch die Bundesregierung in den Kampf der Großaktionäre eingeschaltet. Kulturstaatssekretär Wolfram Weimer hatte Forderungen aufgestellt, falls es zu einer Übernahme kommen sollte. Dazu zählt insbesondere der Verzicht auf politische Einflussnahme wie eine Garantie für den Standort München.
„Deutschland braucht starke private, unabhängige Fernsehgruppen, sie sind für die Medien- und Meinungsvielfalt von zentraler Bedeutung", sagte Weimer, der den MFE-Eigner Pier Silvio Berlusconi zu einem Gespräch ins Kanzleramt eingeladen hat. Medienberichten zufolge habe beide Seiten vereinbart, sich nach der Sommerpause zu treffen.
Unterdessen hat sich auch Berlusconi zu Wort gemeldet. Die höhere Offerte begründete er in einer Erklärung damit, das „wir von dem Industrieprojekt überzeugt sind, das wir seit Jahren als Hauptaktionär unterstützen".
Wörtlich heißt es in der Erklärung Berlusconis:
„Wir glauben weiterhin daran, zumal es angesichts der Resultate von ProSiebenSat.1 noch dringlicher ist, zu handeln und eine neue Strategie umzusetzen. Unser Angebot ist industrieller, nicht finanzieller Art. Wir zielen nicht auf vollständige Kontrolle ab, sondern auf eine Flexibilität, die es uns ermöglicht, eine klare Richtung vorzugeben, die auf einer gemeinsamen Vision beruht. Es bedarf entschiedener Schritte, um das aufzubauen, was heute noch fehlt: eine starke europäische Gruppe mit lokalen Wurzen und einem angemessenen Potenzial, um auf globaler Ebene erfolgreich im Wettbewerb zu bestehen. Eine Gruppe, die in der Lage ist, Märkte zu vereinen, das redaktionelle Angebot zu stärken und neuen Wert sowohl für die Zuschauer als auch Investoren zu schaffen.
Die Vorteile liegen auf der Hand: kostenseitig, technologieseitig und vor allem, was die Erlöse angeht. All das unter Wahrung der redaktionellen Autonomie und nationaler Identitäten. In den Ländern – Italien und Spanien –, in denen MFE bereits tätig ist, hat das Unternehmen stets die Wahrung grundlegender Werte garantiert: unternehmerische Ethik, Pluralismus, Informationsfreiheit und Beschäftigungssicherung. Und das wird auch weiterhin der Fall sein – immer und überall.
Wir sind in von unserem Plan absolut überzeugt. Er basiert auf konkreten Maßnahmen und umfassender Abwägung sowohl im Hinblick auf die Erlöse als auch den Aufwand. Alle MFE-Aktionäre werden von einem signifikanten Vorteil profitieren, mit einer Steigerung des Gewinns pro Aktie von mehr als +50 % und bis +80 %, wenn das Angebot in vollem Umfang akzeptiert wird.
Wenn es bessere Lösungen geben sollte, sind wir bereit, diese in Erwägung zu ziehen. Aber gegenwärtig ist unseres das einzige konkrete Projekt für einen unabhängige, glaubwürdige und wettbewerbsfähige europäische TV- und Mediengruppe.“
Fazit
Die Aufstockung der MFE-Offerte bringt weitere Dynamik in den Aktienkurs, der von dem Bieterwettstreit profitieren könnte. Die Branchenkonsolidierung treibt die Titel weiter an, die nach Ansicht der Analysten von JPMorgan durch die Anteilskäufe von MFE nach unten hin abgesichert sind.
Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstand und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: ProSiebenSat.1 Media AG.