Trotz eines Milliardenverlusts ist die Aktie von Thyssenkrupp am Mittwoch um ca. fünf Prozent angezogen und hat dabei auch die Marke von sieben Euro überschritten. Das steckt dahinter:

Am Mittwoch hat der Industriekonzern Thyssenkrupp seine Quartalszahlen für das Q4 und damit die Ergebnisse für das Gesamtjahr publiziert. Doch die Zahlen schienen auf den ersten Blick recht düster:

Milliardenverlust bei Thyssenkrupp

Denn Thyssenkrupp rutschte im vergangenen Geschäftsjahr 2022/23 (per Ende September) unter dem Strich tief in die Verlustzone. Nach Anteilen Dritter lief ein Netttoverlust von 2,1 Milliarden Euro auf nach einem Gewinn von zuvor 1,1 Milliarden Euro. Neben schwächeren Geschäften sei dies insbesondere auf Wertberichtigungen in der Stahlsparte zurückzuführen. Trotz der Verluste schlagen Vorstand und Aufsichtsrat für 2022/23 eine unveränderte Dividende von 15 Cent je Aktie vor. Im neuen Geschäftsjahr will Thyssenkrupp einen Überschuss im niedrigen bis mittleren dreistelligen Millionen-Euro-Bereich erzielen.

Den am Markt viel beachteten Free Cashflow Before M&A konnte der Konzern auf 363 Millionen Euro verbessern nach einem Minus von 476 Millionen Euro. 

"Die Zahlen zeigen, dass wir bei der Transformation von Thyssenkrupp trotz des schwierigen Umfelds vorangekommen sind, aber weiter hart an der Verbesserung der Performance unserer Geschäfte arbeiten müssen", betonte Lopez. 

Das steckt hinter der Euphorie

Allerdings zog die Aktie nach Veröffentlichung der Zahlen deutlich an. Dies hatte zum einen den deutlich höher als erwarteten Free Cashflow als Ursache, andererseits aber auch eine mögliche neue Partnerschaft. Denn der neue Thyssenkrupp-Chef Miguel Lopez wirbt nach einem Milliardenverlust für ein Joint Venture der Stahlsparte mit der Holding EPH des tschechischen Milliardärs Daniel Kretinsky.

Thyssenkrupp benötige für die geplante Umstellung auf eine klimaneutrale Produktion große Mengen an erneuerbaren Energien, sagte Lopez am Mittwoch auf der Bilanzpressekonferenz in Essen. "Deshalb führen wir konstruktive und ergebnisoffene Gespräche mit dem Energieunternehmen EPH." Die Stahlsparte bekäme im Fall einer Partnerschaft Planungssicherheit und langfristig Zugang zu erheblichen Mengen an Ökostrom und Wasserstoff. "Die konkrete Ausgestaltung eines solchen Joint Ventures ist Gegenstand der aktuellen Verhandlungen."

Fazit

Thyssenkrupp könnte also schon bald den hohen Energiekosten entgegenwirken, wenngleich noch ein schwieriger Turnaround vor dem Konzern liegt. Gerade mit Hinblick auf die Managementstrukturen und die schlechten operativen Ergebnisse muss CEO Lopez deshalb noch einiges leisten, um das Unternehmen wieder zu alter Größe zu führen.

Ein erster Schritt ist dazu allerdings schon gemacht, weshalb die Aktie am Mittwoch auch über die gleitenden Durchschnitte nach oben geschossen ist und sogar die Marke von 7 Euro hinter sich lassen konnte.

Thyssenkrupp (WKN: 750000)

Mit Material von Reuters

Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Thyssenkrupp.