Die Anteilsscheine des MDAX-Konzerns präsentieren sich volatil. Grund dafür ist vor allem eine mögliche Übernahme durch Finanzinvestoren. Darüber, wie wahrscheinlich diese ist, herrschen allerdings unterschiedliche Ansichten. Die Aktie reagiert auf das Hin und Her entsprechend.
Manchmal geht es an der Börse ganz schnell: Gestern rutschten die Papiere von Gerresheimer zeitweise rund acht Prozent ab. Grund waren Berichte, wonach eine Übernahme des Herstellers von Spezialverpackungen für Pharma- und Kosmetikindustrie unwahrscheinlicher geworden ist. Heute gelingt die Kehrtwende.
Gestern berichtete der Börsendienst Bloomberg unter Berufung auf informierte Kreise, der Finanzinvestor KPS Capital Partners habe sich dagegen entschieden, zusammen mit Warburg Pincus ein Angebot für die Düsseldorfer voranzutreiben. Zuvor wurde über eine Offerte im 70er-Euro-Bereich pro Aktie spekuliert. KPS zeige vor allem Interesse an der Formglas-Sparte von Gerresheimer.
Der kolportierte Rückzug verunsicherte Anleger, da eine Übernahme durch Warburg allein als schwierig angesehen wird. Die Aktie gab nach und markierte am Dienstag ein Jahrestief. Zuvor sprach Warburg bereits mit Finanzinvestor KKR über eine gemeinsame Übernahme, der Finanzinvestor aus New York zog sich aber zurück.
Konzern reagiert
Gerresheimer reagierte am Abend auf die Medienberichte. KPS habe auf Nachfrage mitgeteilt, man spreche weiterhin mit Warburg Pincus. Die Gespräche seien ergebnisoffen. Ob und wann es zu einem öffentlichen Übernahmeangebot kommen wird, sei jedoch nicht absehbar.
Die Ansicht, dass eine Übernahme damit nicht vom Tisch ist, stimmte Anleger wieder hoffnungsvoll. In einem schwachen Marktumfeld setzen sich die Papiere heute an die Spitze des MDAX und holen die gestrigen Verluste wieder auf.
Operative Herausforderungen
Eine potenzielle Übernahme scheint für Anleger aktuell ein Trostpflaster, nachdem der Konzern zuletzt enttäuschte. Anfang des Monats kürzte Gerresheimer die Jahresprognose für Umsatz- und Gewinn. Dazu streichen die Düsseldorfer ihre Dividende massiv zusammen und schütten für 2024 lediglich das Minimum von vier Prozent des Grundkapitals aus.
Erst im September hatte das Management die Zielsetzung für die Geschäftsjahre 2024 und 2025 gekürzt. Das MDAX-Mitglied verwies dabei auf eine langsamere Erholung und ein schwächer als erwartetes Wachstum im Markt für Injektionsfläschchen.
Fazit
Gerresheimer kämpft mit schwierigeren Geschäften. Zwei Prognosesenkungen innerhalb weniger Monate haben Vertrauen gekostet. Eine (Teil-)Übernahme scheint nach dem Wertverlust der Papiere denkbar und ist offenbar nicht vom Tisch. Ob und wann eine solche erfolgt, ist aktuell aber ungewiss. Gleichwohl scheint nach der Kursentwicklung der letzten Monate viel eingepreist. Wer schon investiert ist, bleibt dabei und setzt auf operative Besserung und/oder eine Übernahme.