Mit fast zehn Prozent Plus führt die Bayer-Aktie zum Mittag den DAX an: Hintergrund sind gute Nachrichten beim leidigen Glyphosat-Thema. Erst in der vergangenen Woche hatte der Titel nach vielversprechenden Studiendaten zu einem neuen Wirkstoffkandidaten für Furore gesorgt. Auf Sicht von zwölf Monaten summieren sich die Gewinne damit auf rund 70 Prozent.

Zeitweise hatten die Papiere sogar rund 15 Prozent auf über 35 Euro zugelegt und damit ein neues Jahreshoch erreicht. Grund der Euphorie: Die US-Regierung stärkt den Leverkusenern in Zusammenhang mit den seit Jahren schwelenden Glyphosat-Rechtsstreitigkeiten den Rücken. 

Der oberste Anwalt der US-Regierung, der sogenannte Solicitor General, hat sich dafür ausgesprochen, ein Glyphosat-Urteil gegen Bayer vor dem Supreme Court prüfen zu lassen. Das höchste US-Gericht soll klären, ob frühere Urteile in Glyphosat-Klagen Bestand haben. Der deutsche Konzern hofft auf ein Grundsatzurteil, das die bislang widersprüchlichen Entscheidungen verschiedener Bundesgerichte vereinheitlichen könnte. Nach Einschätzung von Analysten wäre das ein entscheidender Schritt, um die milliardenschweren Rechtsrisiken des Pharma- und Agrarkonzerns deutlich einzudämmen.

Analyst Richard Vosser von JPMorgan schätzt, dass Rückstellungen in Höhe von rund fünf Milliarden Euro entfallen könnten, sollte der Supreme Court 2026 tatsächlich entscheiden. Das dürfte  den Wert der Aktie um 15 bis 20 Prozent steigern. Derweil erwartet Abed Jarad von MWB Research, dass ein positives Urteil den meisten verbliebenen Klagen die rechtliche Grundlage entziehen und damit den Weg für eine Neubewertung des Unternehmens freimachen könnte. Dies würde Bayer erlauben, sich wieder stärker auf das operative Geschäft und den Schuldenabbau zu konzentrieren.

Analyst James Quigley von Goldman Sachs hält derweil die Annahme des Falls durch den Supreme Court für nahezu sicher. Sollte es dazu kommen, wäre bis Ende Juni 2026 mit einer Entscheidung zu rechnen, und damit noch vor der anstehenden Neubesetzung des Gerichts.

Auch Peter Spengler von der DZ Bank ist zuversichtlich: Er erhöhte den fairen Wert der Bayer-Aktie von 36 auf 41 Euro und empfiehlt die Titel weiterhin zum Kauf. Eine positive Entscheidung des Supreme Court wäre aus seiner Sicht ein entscheidender Sieg für Bayer, weil viele anhängige Klagen ihre rechtliche Grundlage verlören und neue Verfahren deutlich schwieriger würden.

„Die Unterstützung der US-Regierung ist ein wichtiger Schritt und eine gute Nachricht für die Landwirte in den USA, die regulatorische Klarheit benötigen", kommentierte Bayer-Chef Bill Anderson in einer Mitteilung. "Diese Rechtsfrage hat erhebliche Bedeutung, weil die falsche Anwendung von Bundesrecht die Verfügbarkeit von innovativen Lösungen für Landwirte sowie Investitionen in die US-Wirtschaft grundsätzlich gefährdet“, so der Vorstandsvorsitzende weiter.

Bayer (WKN: BAY001)

Fazit

Die Unterstützung für eine Prüfung vor dem Supreme Court durch den Solicitor General ist ein wichtiges Zeichen. Noch ist allerdings nichts entschieden. 

Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstand und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Bayer.

Enthält Material von dpa-AFX