Die italienische Unicredit hat ihre Commerzbank-Beteiligung auf 26 Prozent aufgestockt und steht kurz vor der Schwelle zu einem Übernahmeangebot. Der Bund ist dagegen - wirklich? Eine Nachfrage beim zweitgrößten Aktionär der Commerzbank.
Tatsächlich schließt das Bundesfinanzministerium Gespräche mit Unicredit über das weitere Vorgehen bei der Commerzbank nicht aus. Auf die Frage, ob Gespräche zwischen dem Bund und der Unicredit-Führung derzeit bereits stattfinden, geplant oder möglich seien, sagte einer Sprecherin des Ministeriums gegenüber €uro am Sonntag, man äußere sich nicht zu „etwaigen Gesprächen".
Der Bund hatte seine ablehnende Haltung Anfang der Woche gegen das Unicredit-Vorgehen bekräftigt, insbesondere das „unabgestimmte und unfreundliche Vorgehen“. Unicredit hatte zu Wochenbeginn seinen Anteil an der Commerzbank auf 26 Prozent erhöht und war damit näher an die 30-Prozent-Schwelle herangerückt, ab der ein Übernahmeangebot fällig ist.
Auf die Frage, ob der Bund bei einem abgestimmten und kooperativen Vorgehen von Unicredit bereit wäre, seine ablehnende Haltung zu überdenken, sagte die Sprecherin des Finanzministeriums, man äußere sich nicht zu hypothetischen Fragen. „Der Bund unterstützt die Strategie der Eigenständigkeit der Commerzbank AG", ergänzte die Sprecherin.
Auf die Frage, ob der Bund womöglich auch auf politischer Ebene versuche, dieser Position Nachdruck zu geben, sagte sie: „Der Finanzmarktstabilisierungsfonds ist Aktionär der Commerzbank. Die Rechte von Aktionären ergeben sich aus dem Aktienrecht und der Satzung der Commerzbank.“
Die Kernfrage im Übernahmekrimi der Commerzbank bleibt also, ob Unicredit-Chef Andrea Orcel tatsächlich ein Übernahmeangebot für die Commerzbank abgeben will, falls der zweitgrößte Aktionär auch weiterhin strikt dagegen ist.
Fazit
Genau zu dieser Frage äußerte sich jetzt auch der Chef der größten österreichischen Bank, Erste Group, Peter Bosek. „Ich bin mit dem Credo aufgewachsen, dass feindliche Übernahmen in der Bankenbranche nicht gut funktionieren", sagte Bosek gegenüber dem „Handelsblatt". „Denn es geht in diesem Geschäft nicht nur um Kapital, sondern auch um Talente. Ich persönlich könnte mir nicht vorstellen, eine Bank zu erwerben, wenn alle dagegen sind. Dann wäre ich in der Steuerung nicht effektiv. Und genau das erwarten meine Aktionäre, aber auch ich selbst von mir." Die Erste Group steht unmittelbar vor dem Kauf des drittgrößten polnischen Instituts Santander Bank Polska - und macht damit Polen zum größten Einzelmarkt des Instituts. Es ist eine der größten europäischen Bankübernahmen seit Längerem.
Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstand und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Commerzbank.