Der Halbleiterhersteller schnitt im abgelaufenen Jahresviertel robust ab und erfüllt oder schlägt die Erwartungen. Dazu äußert sich das Management für die Jahresziele nun etwas optimistischer. An der Börse kommt das gut an, die Anteilsscheine erklimmen die Spitze des deutschen Leitindex. 

Mit der heutigen Zahlenvorlage berichtete Infineon über das dritte Viertel seines versetzten Geschäftsjahres. Die Ergebnisse für die drei Monate bis Ende Juni zeigen: Der Konzern kam solide durch ein anspruchsvolles Quartal. 

Mit 3,70 Milliarden Euro stagnierte der Umsatz auf dem Niveau des Vorjahreszeitraums, erfüllte damit aber die Erwartungen der Analysten. Der wichtigste Geschäftsbereich „Automotive“ sowie „Green Industrial Power“ und „Connected Secure Systems“ verzeichneten zum Vorjahr jeweils einen Rückgang, während „Power & Sensor Systems“ einen Zuwachs von 13 Prozent erreichte. Die Lösungen des Geschäftsbereichs kommen beispielsweise auch bei Anwendungen wie KI zum Einsatz. 

Ergebnis über Erwartung

„Die Bestandskorrektur in unseren Zielmärkten ist weit fortgeschritten. Unsere Kunden und wir navigieren jedoch weiterhin in einem gesamtwirtschaftlich und geopolitisch unsicheren Umfeld“, sagte Konzernchef Jochen Hanebeck. 

Positiv überraschen konnte das Segmentergebnis. Dieses büßte zum Vorjahr zwar neun Prozent auf 668 Millionen Euro ein, übertraf damit aber klar die Konsenserwartung von rund 598 Millionen Euro. Unter dem Strich sank der unverwässerte Gewinn aus fortgeführten Aktivitäten jedoch von 31 auf 22 Cent pro Aktie.

Leichte Entwarnung bei Zöllen

Beim Blick auf die kommenden Monate zeigt sich das Management derweil etwas zuversichtlicher. So werden Zölle im laufenden Schlussquartal wohl weniger stark durchschlagen als zuvor angenommen. Zuletzt ging Infineon von einem Gegenwind in Höhe von zehn Prozent. des erwarteten Umsatzes aus. Die Schwäche des US-Dollar gleicht das aber ein Stück weit wieder aus.

Der Umsatz soll bei rund 3,9 Milliarden Euro liegen und damit zum Vorjahreszeitraum (3,92 Milliarden Euro) erneut lediglich stagnieren. Analysten hatten hier im Schnitt etwas mehr erwartet. Experten von Bloomberg Intelligence interpretierten dies als Zeichen für potenziell stärkeren Druck auf den Marktanteil von Infineon. 

Mehr Marge, weniger Investitionen

Für das Gesamtjahr rechnet der DAX-Konzern mit etwa 14,6 Milliarden Euro und damit weiterhin mit einem leichten Rückgang zu den 14,95 Milliarden Euro des vorherigen Jahres. Die bereinigte Bruttomarge soll statt „etwa“ 40 Prozent nun mindestens so viel erreichen. Dazu stellt der Vorstand eine Segmentergebnis-Marge im hohen Zehner-Prozentbereich in Aussicht (zuvor: mittlerer Zehner-Prozentbereich). Derweil werden die Investitionen nun bei etwa 2,2 Milliarden Euro gesehen und damit 100 Millionen niedriger als bei der letzten Zahlenvorlage. Ursprünglich wurden für das Jahr 2,5 Milliarden Euro veranschlagt. 

Durch einen Sondereffekt prognostiziert Infineon für das Gesamtjahr einen negativen freien Cashflow von 1,2 Milliarden Euro. Darin enthalten ist der bevorstehende Abschluss der Akquisition des Automotive-Ethernet-Geschäfts von Marvell Technology und dessen Kaufpreis von 2,5 Milliarden US-Dollar. 

Infineon (WKN: 623100)

Spitze im DAX

An der Börse kommen die Zahlen heute gut an. Im Xetra-Handel rücken die Papiere rund vier Prozent vor und führen damit den DAX an. Nach einem deutlichen Einbruch legte die Aktie seit Anfang April wieder deutlich zu. Seit Jahresbeginn steht dadurch ein Plus von rund zwölf Prozent. 

Können die Anteilsscheine den heutigen Schwung mitnehmen, rückt bald wieder der Bereich rund um 38 Euro in den Fokus. Dieser erwies sich seit Ende 2023 bereits mehrmals als Widerstand. 

Fazit

Infineon hat mit seinen Zahlen die Erwartungen bei wichtigen Kennzahlen mindestens erfüllt. Dazu fällt der Ausblick hinsichtlich der Profitabilität etwas zuversichtlicher aus. Gleichwohl deutet die Umsatzprognose noch auf keine wesentliche Geschäftsbelebung im laufenden Quartal hin. Ob das ausreicht, um in den kommenden Monaten den hartnäckigen charttechnischen Widerstand zu überwinden, bliebt abzuwarten. 

Analysten zeigen sich zuversichtlich: Von 32 Experten raten momentan 28 zum Kauf, das durchschnittliche Kursziel liegt bei rund 41,50 Euro.