Der Online-Ersatzteilehändler Autodoc zieht seinen für morgen geplanten Börsengang in letzter Minute doch noch zurück und verschiebt das Börsendebüt erst einmal. Zu den Gründen macht das Unternehmen keine konkreten Angaben, könnte es aber noch einmal versuchen. 

Rückschlag für den deutschen Markt für Börsengänge: Der Online-Händler von Ersatzteilen für Autos, LKW und Motorräder fährt morgen doch nicht an die Börse. Die geplante Privatplatzierung und Börsennotierung in Frankfurt wurden verschoben, teilte Autodoc heute mit. Ursprünglich sollte der Handel der Papiere am oder um den morgigen Mittwoch beginnen. 

Über eine Privatplatzierung wollten die bestehenden Anteilseigner bis zu 7,6 Millionen Aktien anbieten. Diese stammen von den Firmengründern sowie dem Finanzinvestor Apollo Global. Dem Unternehmen fließt somit kein Geld zu. Nach dem Börsengang sollten rund 19 Prozent der Papiere in Streubesitz sein. Die Preisspanne wurde mit 58 bis 61 Euro pro Stück festgelegt, was den Altaktionären bis zu 464 Millionen Euro eingebracht hätte. Die Mitte der Spanne bewertete Autodoc mit rund 2,4 Milliarden Euro.

Preis zu niedrig?

Einen Grund für den Rückzug auf der Zielgeraden nennt Autodoc nicht. Denkbar allerdings, dass die Nachfrage schwächer ausfiel als erhofft. Die Aktien waren überzeichnet, berichtete der Börsendienst Bloomberg. Indikationen deuteten zuletzt aber darauf hin, dass die Papiere zu je 58 bis 59 Euro zugeteilt würden und damit im unteren Bereich der Spanne. 

Für Apollo Global wohl zu wenig. Das Unternehmen investierte im abgelaufenen Jahr zu einer Bewertung von rund 2,3 Milliarden Euro in Autodoc und hätte bei dem kolportierten Zuteilungspreis wohl mit Verlust verkauft. 

Starkes Wachstum

Derweil bleibt die Wachstumsstory der Berliner interessant: Im abgelaufenen Jahr setzte das Unternehmen seinen Wachstumskurs fort. Der Umsatz legte um 18,9 Prozent auf 1,55 Milliarden Euro um zu. Davon verblieb ein operatives Ergebnis (bereinigtes Ebitda) von 151,4 Millionen, ein Plus von 13 Prozent. Stand Ende 2024 verfügte Autodoc über 8,4 Millionen aktive Kunden. Neben privaten Konsumenten baut das Unternehmen seine Verkäufe an Geschäftskunden aus. Im diesjährigen Auftaktquartal stand ein Umsatzanstieg von 21,2 Prozent gegenüber Vorjahr. 

IPO bleibt Option

Mit dem heutigen Rückschlag ist ein IPO von Autodoc aber nicht vom Tisch. "Ein Börsengang zu einem späteren Zeitpunkt wird weiterhin von der Gesellschaft und den Aktionären geprüft", teilten die Berliner mit. 

Fazit

Für Autodoc ist es nach 2021 der zweite erfolglose Versuch eines Börsengangs. Gleichwohl bleibt dieser eine Option und ist womöglich nur aufgeschoben. Die erhoffte (und von Apollo wohl auch gebrauchte) Bewertung konnte im Marktumfeld nicht erzielt werden. €uro am Sonntag wird die Entwicklung weiter verfolgen, hatte zuletzt aber bereits darauf hingewiesen, dass der Umstand, dass nur bestehende Investoren Kasse machen, das Interesse schmälern könnte