Der hessische Generika-Hersteller galt als heißer Kandidat für einen zeitnahen und milliardenschweren Börsengang, findet nun aber abseits der Börse eine neue Heimat. Die Eigentümer veräußern die Mehrheit der Anteile nun doch an einen Finanzinvestor. 

Der Hersteller von Arzneimitteln, Nachahmer-Präparaten (Generika) und Konsumgütern wird erstmal nicht an die Börse kommen. Stattdessen verkaufen die Eigentümer, die Private-Equity-Firmen Bain Capital und Cinven, eine Mehrheitsbeteiligung an den Finanzinvestor CapVest Partners. Finanzielle Details der Transaktion teilten die Parteien nicht mit. 

Der Börsendienst Bloomberg berichtete unter Berufung auf informierte Personen, Stada werde bei der Vereinbarung inklusive Schulden mit rund zehn Milliarden Euro bewertet. Vorbehaltlich notwendiger Genehmigungen soll der Deal im ersten Halbjahr 2026 abgeschlossen werden. 

Auf Wachstumskurs

Die Finanzinvestoren Bain Capital und Cinven werden weiterhin eine Minderheitsbeteiligung halten. Die beiden Firmen hatten Stada 2017 für etwa 5,3 Milliarden Euro erworben und anschließend von der Börse genommen. Seither wuchs der Umsatz im Schnitt neun Prozent pro Jahr, das operative Ergebnis (bereinigtes Ebitda) hat sich verdoppelt, teilte Stada mit. Dazu hätten auch 25 Akquisitionen beigetragen.

Für die ersten Jahreshälfte 2025 meldete der Konzern aus Bad Vilbel ein organisches Umsatzplus von sechs Prozent, gestützt vom Geschäft mit Spezialpharmazeutika. 

„Bain Capital und Cinven waren ausgezeichnete Partner auf unserem Weg zu einem globalen Marktführer in den Bereichen Consumer Healthcare, Generika und Spezialpharmazeutika. Ihre Unterstützung und ihr Vertrauen in unsere Vision haben es uns ermöglicht, unser Wachstum zu beschleunigen, Innovationen voranzutreiben und international zu expandieren. Wir freuen uns darauf, unsere führende Position gemeinsam mit CapVest weiter auszubauen", sagte Stada-Chef Peter Goldschmidt. 

Verkauf statt Börsengang

Nach acht Jahren bereiteten Bain Capital und Cinven seit Monaten ihren Ausstieg vor. Ein IPO (Initial Public Offering) galt neben einem Verkauf als Option und war rund um Ostern geplant, wurde aufgrund des volatilen Marktumfeldes aber abgesagt. Ein weiterer Versuch sollte zeitnah erfolgen. 

Zuletzt hatten die Eigentümer die IPO-Bemühungen wieder aufgenommen. Ein Börsengang im Oktober stand im Raum, auch, weil Verkaufsgespräche mit CapVest ins Stocken geraten sein, berichteten informierte Personen zuletzt. Nun erfolgte offenbar die Wende.

Dämpfer für deutschen IPO-Markt

Für den IPO-Standort Deutschland ist es ein Dämpfer. Mit der Bewertung im Bereich von zehn Milliarden Euro wäre es wohl einer der größten Börsengänge in Europa in diesem Jahr gewesen. In den vergangenen Monaten sagten bereits der Online-Autoteilehändler Autodoc und Brainlab, Anbieter von Medizintechnik-Software, ihre Börsengänge in Deutschland vorerst ab.  

Mit dem Prothesen-Hersteller Ottobock steht in Deutschland zumindest ein spannender Börsenkandidat in den Startlöchern, der ein IPO in den kommenden Wochen erwägt. In Europa könnte das schwedische Fintech Klarna noch in diesem Monat an die Börse gehen. 

Fazit

Mit dem Mehrheitsverkauf dürfte ein Börsengang vom Tisch sein und könnte nochmal Thema werden, wenn der Finanzinvestor CapVest über einen Ausstieg nachdenkt. Am Kapitalmarkt wäre Stada wohl auf größeres Interesse gestoßen, nicht zuletzt durch seine geringe Abhängigkeit vom US-Markt (Umsatzanteil im vergangenen Jahr weniger als drei Prozent). Mit Firmen wie Ottobock oder Klarna stehen derweil neue Kandidaten bereit, die für eine Belebung im IPO-Segment sorgen könnten.