Der Generikahersteller aus Hessen hat die Vorbereitungen für einen milliardenschweren Börsengang wieder aufgenommen, nachdem ein solcher im März abgesagt worden war. Der Schritt könnte bereits in den kommenden Wochen erfolgen und dem deutschen IPO-Markt endlich wieder ein Erfolgserlebnis liefern.
Der Konzern aus dem hessischen Bad Vilbel bereitet sich auf einen erneuten Versuch für einen Börsengang vor. Gespräche mit potenziellen Investoren über ein IPO (Initial Public Offering) wurden wieder aufgenommen, berichtete der Börsendienst Bloomberg. Eine Neuemission könnte bereits für September angepeilt werden. Eine endgültige Entscheidung soll aber noch nicht gefallen sein.
Der Hersteller von Produkten wie dem Erkältungsmittel Grippostad gilt seit längerem als Börsenaspirant und wollte bereits rund um Ostern an die Börse gehen. Mitte März sagte Stada den Schritt jedoch ab und verwies auf Schwankungen und Unsicherheiten am Markt. Schon da wurde ein erneuter Versuch für September angedeutet.
Die Finanzinvestoren Bain Capital und Cinven hatten Stada 2017 für rund 5,3 Milliarden Euro übernommen und von der Börse genommen. Für das IPO streben die Eigentümer eine Bewertung von etwa zehn Milliarden Euro an. Bei der Neuemission will Stada rund 1,5 Milliarden Euro an neuem Kapital einnehmen. Auch Anteilsverkäufe durch die Eigentümer sind denkbar.
Wachstum und Rekordergebnis
Kürzlich publizierte der Konzern die Ergebnisse seines ersten Quartals. Demnach wuchs der Umsatz um vier Prozent auf 1,08 Milliarden Euro. Dazu trug vor allem der zweistellige Anstieg im Geschäft mit Spezialpharmazeutika bei. Bei Generika (Nachahmerpräparate) legten die Erlöse um ein Prozent zu, der Bereich Consumer Healthcare büßte dagegen ein Prozent ein.
Das operative Ergebnis (Ebitda) legte währungsbereinigt um fünf Prozent zu und erreichte den Rekordwert von 245 Millionen Euro. Die entsprechende Marge belief sich auf 22,7 Prozent.
Angesichts der geringen Abhängigkeit vom US-Markt treffen uns weder Strafzölle noch Währungsschwankungen signifikant
Hoffnung nach Rückschlägen
Mit der Bewertung im Bereich von zehn Milliarden Euro wäre es wohl einer der größten IPOs in Europa in diesem Jahr. Der endgültige Wert wird allerdings vom Interesse der Investoren sowie der Marktstimmung abhängen. Im vergangenen Monat berichtete derweil die „Welt“, dass die Eigentümer sich auch mit einem Verkauf von Stada befassen.
Für den IPO-Standort Deutschland wäre ein Börsengang ein willkommener Erfolg. Nach dem Rückzug von Stada im März legten zuletzt der Online-Autoteilehändler Autodoc und Brainlab, Anbieter von Medizintechnik-Software, ihre Börsengänge kurzfristig auf Eis.
Fazit
Nach der Verschiebung im März scheint es wahrscheinlich, dass Stada im oder um September einen erneuten Versuch für einen Börsengang unternimmt. Zeitpunkt und Umfang werden vor allem an der Volatilität im Markt hängen. Bei Investoren dürfte der Konzern durchaus auf Interesse stoßen, mit Blick auf Handelsstreitigkeiten nicht zuletzt auch durch seine geringe Abhängigkeit vom US-Markt (Umsatzanteil im vergangenen Jahr weniger als drei Prozent). €uro am Sonntag wird die Entwicklung weiterhin verfolgen und berichten.