Das Jahr neigt sich dem Ende zu, und 2026 rückt in den Fokus - ein Jahr, das laut den Analysten von JPMorgan für die Pharmaindustrie zum Wendepunkt werden könnte. Nach einer längeren Schwächephase infolge der abgeklungenen Corona-Impfstoff-Euphorie könnte der Sektor wieder ins Rampenlicht rücken. Besonders für die europäischen Pharmakonzerne erwarten die Experten eine Zeit des Aufbruchs. Spannend könnte es beim DAX-Konzern Bayer werden.

Nach Jahren der Zurückhaltung hat die US-Bank ihre Einschätzung für den Gesundheits- und Pharmasektor überarbeitet. JPMorgan zählt die Branche zu ihren Favoriten für das neue Jahr. Die Begründung: Der politische Druck in den USA, etwa durch Preisregulierungen, habe deutlich nachgelassen. Gleichzeitig seien die Gewinne stabil, Übernahmen nähmen zu, vor allem im Biotech-Bereich, und die Innovationskraft der Unternehmen kehre spürbar zurück.

Unter den europäischen Favoriten führt JPMorgan AstraZeneca, Novartis und Bayer an. AstraZeneca aus Großbritannien überzeugt die Experten mit einer gefüllten Pipeline und positiven Studienergebnissen, während Novartis aus der Schweiz ein solider Dauerläufer sei.

Am spannendsten gestaltet sich jedoch die Lage bei Bayer. Nach Jahren, die von teuren Rechtsstreitigkeiten um die Chemikalie Glyphosat und enttäuschenden Geschäftszahlen geprägt waren, keimt Hoffnung auf. Die Analysten sehen gute Chancen, dass der Konzern, endlich seine Glyphosat-Probleme eindämmen kann. Zudem sehen sie bei den Leverkusenern "verbesserte Fundamentaldaten" sowie eine extrem niedrige Bewertung, die zunehmend ungerechtfertigt sei. Die Experten stufen die Aktie von "Neutral" auf "Overweight" auf und verdoppeln dabei das Kursziel von 25 auf 50 Euro.

Operativ entwickelt sich Bayer in beiden Kerngeschäften positiv: Im Pharmabereich sorgt das Menopause-Medikament Lynkuet, das bereits Unterstützung der europäischen Aufsichtsbehörden erhalten hat, für neue Wachstumsfantasien. Im Agrargeschäft stärkt die verlängerte Kooperation mit dem US-Biotech-Unternehmen Ginkgo Bioworks die Forschung an biologischen Pflanzenschutzmitteln - einem Bereich mit steigender strategischer Bedeutung.

Favorit in Europa ist für die US-Bank derweil AstraZeneca, dank der diversen klinischen Programme mit hoher Erfolgschance. Es folgt Novartis mit einer robusten Pipeline und starken Medikamenten wie Kisqali zur Behandlung von Brustkrebs und Kesimpta zur Therapie von Multipler Sklerose. Sanofi kann in der aktuellen Einschätzung der Bank nicht mithalten: Die Pipeline der Franzosen gilt als zu schwach, um kurzfristig neue Impulse zu liefern. Hoffnungsschimmer gibt es jedoch bei Roche, dessen Einstufung auf "Neutral" angehoben wird, gestützt von ermutigenden Studiendaten zum Brustkrebsmittel Giredestrant.

Bayer (WKN: BAY001)

Fazit

Alles in allem gibt sich JPMorgan für die Pharmaindustrie optimistisch, wobei Bayer als potenzieller Überraschungskandidat hervorsticht. Die Börse teilt diese Einschätzung: Der DAX-Wert konnte in den letzten Tagen rund sechs Prozent zulegen, im laufenden Jahr summieren sich die Gewinne auf rund 90 Prozent.

Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstand und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Bayer.