Satz mit x: Der Kapitalmarkttag von Bayer in London war wohl nix. Vorstandschef Bill Anderson konnte die Investoren mit seinen Zukunftsplänen für den kriselnden Pharma- und Agrarchemiekonzern nicht überzeugen, die Aktie schmierte ab und stürzte auf den tiefsten Stand seit 20 Jahren.

Keine Aufspaltung

Nachvollziehbar, dass es vielen Investoren reicht. Für die nächsten drei Jahre gibt es nur noch das gesetzlich vorgeschriebene Dividendenminimum, den Börsenindex Stoxx Europe 50 muss das Unternehmen auch verlassen. Und die Aufspaltung, die Investoren seit langem fordern, um zu Geld zu kommen und den enormen Schuldenberg abzutragen, wird es nicht geben – zumindest nicht so bald. "Kurz gesagt: Unsere Antwort auf die Frage nach Strukturveränderungen lautet 'nicht jetzt' - aber das sollte nicht als 'nie' missverstanden werden", hieß es. Natürlich werde man für alles offenbleiben. 

Umsatz und Ergebnis sinken

Die Zahlen geben unterdessen keinen Anlass zum Jubel. Umsatz und Ergebnis sanken im Geschäftsjahr 2023 und erreichten die angepassten Jahresziele. Der Konzernumsatz reduzierte sich währungs- und portfoliobereinigt um 1,2 Prozent auf 47,64 Milliarden Euro. Das EBITDA vor Sondereinflüssen sank um 13,4 Prozent auf 11,71 Milliarden Euro. Der freie Cash Flow ging um 57,9 Prozent auf 1,311 Milliarden Euro zurück. Die Nettofinanzverschuldung stieg indes gegenüber Ende 2022 um 8,5 Prozent auf 34,498 Milliarden Euro.

In der Pharmasparte fehlen neue Umsatzbringer, nachdem inzwischen Generika für den Bestseller Xarelto auf dem Markt sind. Eine Studie für den Gerinnungshemmer und neuen Hoffnungsträger Asundexian war im vergangenen Jahr gescheitert.

Monsanto-Misere und kein Ende

Die Agrarsparte Crop Science kämpft mit niedrigen Preisen bei Düngemitteln, auch hier sanken Umsatz und Ergebnis. Die Leverkusener haben außerdem die milliardenschwere Monsanto-Übernahme vor neun Jahren nach wie vor nicht verdaut, die dem Unternehmen Milliardenklagen in den USA in Zusammenhang mit dem Unkrautvernichtungsmittel Glyphosat beschert. Es steht im Verdacht, krebserregend zu sein, was Bayer bestreitet. Zwar kann der Konzern auch immer mal Klagen abwenden, aber erst im Januar verlor Bayer wieder einen Schadenersatzprozess in den USA. Bis die Monsanto-Misere ausgestanden ist, kann es dauern, schließlich sind noch über 50.000 Verfahren anhängig – und sehr teuer werden. Hier will Bayer „neue Ansätze inner- und außerhalb der Gerichtssäle verfolgen“ – was das konkret heißt, blieb aber offen. 

Lediglich die dritte Sparte Consumer Health für nicht-verschreibungspflichtige Medikamente läuft gut und ließe sich entsprechend gut verkaufen. Hier legte der Umsatz um 6,3 Prozent auf 6,027 Milliarden Euro zu, das Ebitda vor Sondereinflüssen stieg um 3,2 Prozent auf 1,411 Milliarden Euro.

Woher nehmen und nicht stehlen?

Die Frage ist, woher ohne Abspaltung und neue Schulden das Geld kommen soll, um den Pharma-Bereich zu stärken. Denn den Verschuldungsgrad will Bayer senken. Andersons Plan sieht, neben der gekürzten Dividende, Sparmaßnahmen und Umstrukturierungen vor. Ab 2026 sollen Einsparungen von jährlich zwei Milliarden Euro realisiert werden. Neue Teams mit engem Kundenkontakt, weniger interne Bürokratie, kürzere Wege, flachere Hierarchien sollen dazu beitragen. Dass dazu auch der Abbau von Arbeitsplätzen gehört, war bereits bekannt. Bayer setzt dabei auf freiwillige Abgänge, die mit attraktiven Abfindungen versüßt werden. Denn betriebsbedingte Kündigungen sind bis Ende 2026 ausgeschlossen. Zudem will Anderson auch Raum für mehr Innovationen schaffen, mit dem Ziel, profitableres Wachstum zu erreichen.

Bayer (WKN: BAY001)

Fazit

Die Veranstaltung in London war aus Investorensicht eine Enttäuschung. Ob CEO Anderson das Ruder herumreißen kann, muss sich zeigen. Der Aktienkurs zeigt, dass Anleger nicht überzeugt sind. 

Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Bayer.