Die US-Bank JP Morgan hat ihre Top-Favoriten unter Europas Bank-Aktien ausgewählt. Die Deutsche Bank bekommt dabei den Vorzug vor der Commerzbank, die zudem die vierte Herabstufung in kurzer Zeit verkraften muss.

Die Analysten der US-Bank JP Morgan haben den europäischen Bankensektor einer Analyse unterzogen und neu bewertet. Die am Dienstag veröffentlichten Ergebnisse werfen durchaus überraschende Schlaglichter auf den Sektor. So hat JP Morgan das Kursziel für die größte französische Bank BNP Paribas von 94 auf 90 Euro gesenkt und die Einstufung auf „neutral" gelassen. Aufgrund der politischen Risiken in Frankreich kämen auf die französischen Geldhäuser steigende Kapitalkosten zu, hieß es zur Begründung.

Eine Kaufempfehlung gab es für die niederländische ING Group, deren Kursziel von 22,60 auf 25 Euro angehoben wurde. Die Niederländer waren bei der Kursrally der Eurobanken zurückgeblieben und könnten jetzt offenbar aufholen. Eine Kaufempfehlung gab es auch für die größten italienischen Banken Intesa Sanpaolo und Unicredit, deren Kursziele nun bei 6,50 (zuvor: 6,0) Euro beziehungsweise bei 80 (70) Euro liegen.

Auch die deutschen Geldhäuser kamen an die Reihe. Bei der Deutschen Bank hat JP Morgan das Kursziel von 30 auf 34,20 Euro angehoben und die Kaufen-Empfehlung bestätigt. Die Titel wurden gleichzeitig in die „Positiv Catalyst Watchlist" aufgenommen, das heißt für die Aktien werde kurzfristig mit besonderer Dynamik gerechnet. Ein Grund sei eine mögliche Anhebung der Renditeziele beim Investorentag am 17. November.

Die Commerzbank wurde von JP Morgan dagegen auf „neutral" heruntergestuft, und das Kursziel von 30 auf 33 Euro angehoben. Es ist die vierte Herabstufung innerhalb kurzer Zeit, nachdem auch Bank of America, Goldman Sachs und Morgan Stanley die Aktie ihre Einschätzung reduziert hatten. JP Morgan begründete die vorsichtigere Einschätzung damit, dass sich die Commerzbank zwar ambitionierte Ziele gesetzt habe, die Markterwartungen sich aber bereits entsprechend angepasst hätten. Beim Zinsüberschuss lägen die Markterwartungen sogar schon höher als die Ziele der Bank. 

Die Commerzbank-Aktie reagierte am Dienstagvormittag auf das JP-Morgan-Votum mit Kursverlusten, die Deutsche-Bank-Aktie lag dagegen im Plus. 

Fazit

Den Branchenexperten von JP Morgan zufolge haben Europas Banken weiterhin die Nase vorn vor den führenden US-Instituten. Schon seit Jahresbeginn läuft der europäische Bankenindex Euro Stoxx Banks deutlich besser als der US-Bankenindex KBW, obwohl auch die US-Banken glänzende Ergebnisse vorgelegt haben und von Deregulierungsfantasie profitieren. Zu den europäischen Favoriten von JP Morgan zählen demzufolge neben der Deutschen Bank auch die britischen Häuser Barclays und Natwest, die französische Großbank Societe Generale, Intesa Sanpaolo aus Italien und der Schweizer Branchenriese UBS.

Deutsche Bank (WKN: 514000)